Gesundheit seit über 400 Jahren
Wir können Geschichte, andere nicht.
Die Geschichte der Oberen Apotheke ist erstmals im Jahr 1622 urkundlich nachweisbar. Dort werden der Apotheker Hieronymus Arnoldt und seine Apotheke am Marktplatz (der Stelle der heutigen Oberen Apotheke) erstmals erwähnt. Weiter verzeichnet sind der Apotheker und Ratsherr Johann Jakob Wiedemann, der die Apotheke von 1681 bis 1704 weiter führte. Sein Sohn Johann Karl übernahm das Geschäft. Durch seinen plötzlichen Tod im Jahr 1718 war kein Apotheker als Erbe vorhanden. Johann Karls Schwester heiratete 1721 den Dillinger Pharmazeuten Anton Gregor Wolff und so konnte die Apotheke am Leben erhalten werden. 1769 übernahm der gemeinsame Sohn Alois zusammen mit seiner Frau Eleonora Feuchtmayer die Apotheke. Doch die Ehe stand unter keinem guten Stern. Bereits nach zwei kurzen Ehejahren verstarb Alois und seine Frau wurde zur Witwe. Ihre zweite Ehe ging Eleonora 1773 mit Anton Reulbach ein. Aus dieser Ehe ging Tochter Anna hervor, die später einmal den Apotheker Ignaz Wetzlar heiraten sollte. Nach dem Tod seiner Gattin Eleonora heiratete Anton Reulbach ein zweites Mal. Doch auch die Ehe mit Anna Katharina Wolff (aus der Familie der Vorbesitzer) war nur von kurzer Dauer. Nach vier Ehejahren und dem Tod ihres Mannes musste Anna Katharina Wolff den Apotheker Josef Auxilius Urbani heiraten. Nur durch diese Art der Eheschließung konnte die Apotheke als Besitz und als Institution (Konzession) der Familie erhalten bleiben.
Das 19. Jahrhundert
und die Schätze der Oberen Apotheke.
Nach dem Tod Urbanis ging die Apotheke 1809 an Ignaz Wetzlar über, der mit Anna Reulbach (Tochter von Anton und Eleonora Reulbach) verheiratet war. Dieser kaufte das Nachbaranwesen, ließ die Apotheke abbrechen und erbaute 1812 das jetzige imposante Gebäude im klassizistischen Stil, in dem sich die Obere Apotheke noch heute äußerlich präsentiert. Hierfür wurde unter anderem Abbruchmaterial des 1806 aufgelösten Kapuzinerklosters verwendet. So kann man bis heute einen Epitaph (Grabstein) als Eingangsstufe der Oberen Apotheke bewundern. Zwei Skulpturen (Aeskulap und Hygieia) schmücken auch heute noch den Eingang. 1869 folgte Ignaz’ Sohn August als Besitzer, der die Apotheke bis zu seinem Tod weiter führte. Nach Antons Tod 1881 stand die Apotheke zum Verkauf.
1889 wurde sein Nachlass öffentlich versteigert, darunter auch eine umfangreiche Gemäldesammlung. Ein Bild erregte später großes Aufsehen: für nur 22 Reichsmark hatte der Arzt Dr. Albert Haug ein verschmutztes Gemälde erworben. Als der neue Besitzer das Madonnenbild dem damaligen Direktor der Pinakothek, Franz Reber vorlegte, erkannten die Fachleute die einzigartige Bedeutung des Gemäldes. Es handelte sich um das Werk des jungen Leonardo da Vinci aus dem Jahre 1475. Dr. Haug verzichtete auf ein Angebot von 8000 Mark der Alten Pinakothek, wo es bis heute als “Madonna mit der Nelke” bewundert werden kann.
Familie Jaud und die Obere Apotheke
1872 erhielt die Stadt Günzburg die Konzession für eine zweite Apotheke. Seit diesem Jahr ist die Obere Apotheke unter ihrem Namen bekannt. Die neue Untere Apotheke wurde am anderen Ende des Marktplatzes errichtet, und nach 140 Jahren Ende 2012 wieder geschlossen. Somit ist die Obere Apotheke die letzte Traditionsapotheke in Günzburg. Nach mehreren wechselnden Besitzern wurde die Obere Apotheke 1905 vom Apotheker Anton Jaud gekauft, der sie mit seiner Ehefrau führte. Seine plötzliche Herzerkrankung im Jahr 1928 rief den gemeinsamen Sohn Max nach Günzburg zurück, der zu dieser Zeit als Apotheker in Mexiko arbeitete. Zwei Jahre später verließ Max Deutschland erneut, um am Deutschen Hospital in Buenos Aires als Apotheker zu arbeiten. Die Obere Apotheke wurde verpachtet. 1935 kehrte er mit seiner jungen Frau, einer deutschstämmigen Argentinierin, nach Günzburg zurück, um die Apotheke zu übernehmen. Während dem Krieg war Max als Marinestabsapotheker eingesetzt.
Nach einer kurzen Kriegsgefangenschaft konnte er zu seiner Frau und den Kindern Dieter, Erhard und Hannelore (die jüngste Tochter Brigitte wurde erst später geboren) nach Günzburg zurück kehren. Aus gesundheitlichen Gründen wurde die Apotheke 1967 von seinem Sohn Dieter, der in Kiel promovierte, und dessen Frau Gertraud übernommen. Dr. Dieter Jaud war 18 Jahre lang im Stadtrat tätig und hat mit drei Umbauten die Apotheke immer den neuen Bedürfnissen angepasst. So wurden unter anderem im Jahr 1980 Teile der alten Apotheke für das heutige Reformhaus verwendet. Im März 2000 übergab Dieter die Leitung der Oberen Apotheke an seinen Sohn Jan, der seinen Vater zu diesem Zeitpunkt bereits tatkräftig unterstützte. Seinen verdienten Ruhestand konnte Dieter Jaud leider nur kurz erleben, er verstarb am 17. April 2000.
Ein besonderes Stück Natur
Der Heilpflanzengarten der Oberen Apotheke.
Der Heilpflanzengarten der Oberen Apotheke am Günzburger Markt ist ein gern besuchtes Stück Natur mitten in Günzburg. Der Garten wird liebevoll gepflegt von Gertraud Jaud. Nach Heilgebieten angeordnet, sind hier eine Vielzahl von hochwirksamen Heilpflanzen zu sehen, die in der Pharmazie Anwendung finden. Darunter haben auch mehrere Giftpflanzen im Heilpflanzengarten ein Plätzchen gefunden, wie z. B. die Tollkirsche. Ein großer Gingkobaum ist ein sehenswerter Blickfang des Gartens.
Zu erreichen ist der Heilpflanzengarten vom Marktplatz über die Obere Apotheke oder direkt von der Hofgasse 4 aus. Er ist zu den üblichen Geschäftszeiten der Oberen Apotheke geöffnet.